Manchmal reicht ein Name aus, um einen Käufer ein Produkt schmackhaft zu machen. In diesem Fall war es der Titel eine Serie, nämlich „The Walking Dead“. Vor vier Jahren hatte „The Walking Dead: The Telltale Definitive Series“ und vor sechs Jahren „The Walking Dead: A New Frontier“ einen sehr guten Eindruck bei uns hinterlassen. Daher freuten wir uns, als „The Walking Dead: Destinies“ angekündigt wurde. Gerade hatten wir mit „Skull Island: Rise of Kong“ eine Enttäuschung erlebt und dachten nicht, dass diesem Spiel der Titel des „Schlechtesten Spiel des Jahres 2023“ streitig gemacht werden könnten. Zumindest was Lizenzveröffentlichungen angeht. Aber wir hatten uns getäuscht.
Das Studio Flux Games aus Brasilien schuf den Titel, der hätte so schön sein können. Wenn man ein Spiel für die PlayStation zwei gesucht hätte. Davon abgesehen muss es ja nicht einmal einen offeraffengeile Grafik ein, welche uns wirklich am Herzen liegt. Wichtig ist doch, dass das Spiel gefällt und dass es einen fesselt. Und nicht das man froh ist, wenn man eine Passage spielt, die nicht von Fehler belastet ist. Im Grunde genommen sollte es funktionieren, dass der Spieler die Kontrolle über einen Charakter aus der namengebenden Serie übernimmt und diesen durch eine Geschichte führt, welche mit seinen Entscheidungen verändert wird. Soll man eine Person wirklich erschießen oder gehen lassen? Klar, wenn die eigene Familie bedroht wird, fällt einen die Entscheidung leicht. Aber soll man einen Mann gehen lassen, der einen andern Unbekannten bedroht hat? Kann man jemand trauen, den man gerade erst kennengelernt hat? Landet man am Ende nicht selbst unter der Erde?
Bei „Life ist Strange“ und „Heavy Rain“ hat die Mischung aus interaktivem Film mit Elementen eines Action-Adventures wunderbar funktioniert. Dazu bekam man eine tolle Grafik geboten, so dass die Charaktere einen sehr hohen Wiedererkennungswert hatten – und das auf der PlayStation 3! In „The Walking Dead: Destinies“ sind die Charaktere in der Tat auch mal zu erkennen, wenn diese auch starre Augen haben und erinnern mich stark an das erste „Tomb Raider“. Ok, das war fies, nehmen wir „Tomb Raider: The Angel of Darkness“ von 2003 als Beispiel. Dazu kommen die langen Ladezeiten, die immer dann auftritt, wenn es in dem Level zu einem neuen Abschnitt weitergeht. Dialoge und Effekte fallen zwischendurch weg, dafür sind die Untertitel gut zu lesen. Da sind noch Wünsche offen? Aber sicher. Die Steuerung lässt alle Wünsche offen die man sich vorstellen kann, sie ist ungenau und fühlt sich nicht richtig an. So, als würde man mit einer tauben Hand nach etwas greifen wollen.
Aber die Zwischensequenzen holen sicherlich alles raus – dachten wir. Nun müssen wir zu unserer Schande gestehen, dass Denken wohl nicht unsere Stärke ist. Denn anstelle atmosphärisch dichter Geschichte, sehen wir Standbilder. Das sind die unbeweglichen Bilder, welche früher mit Texteinblendungen bei Stummfilmen gezeigt wurden. Aber immerhin: Es wird einen dazu etwas erzählt. Also laufen wir weiter von hier nach da, töten Zombies, sammeln Objekte und Waffen ein und töten Zombies. Erwähnten wir, dass man Zombies killen muss? Nun gut, es muss doch auch etwas Positives zu berichten geben. Also, der Titel ist gut getroffen, darauf könnte man etwas machen. Und wenn man die Zombies ausrottet, ist reichlich Blut zu sehen. Da wir in der Lage sind zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden, hat uns das Metzeln gut gefallen. Aber sorry, mehr ist da leider nicht zu holen. Wir sehen gerne das Positive in einem Spiel und der Geschmack der Spieler ist unterschiedlich. Aber so sehr wir uns auch anstrengten, hier kann man nichts Schönreden, das Spiel ist unfertig und sollte nicht gespielt, sondern kräftig überarbeitet werden. Finger weg!
(sk)
