Der Moment, wo man nach der Geburt das eigene Kind das erste Mal in den Armen hält, ist wohl für alle Eltern einfach unvergesslich. Egal wie das Baby auch aussieht, wie verschrumpelt und verschmiert es auch ist, in diesem Moment ist es das schönste Baby auf der ganzen Welt. Schon vor der Geburt träumt davon wie sein Kind wachsen wird, wie man zusammen spielt und eine tolle Zeit miteinander verbringt. Dies wird in vielen Fällen auch meist gut funktionieren, allerdings nur bis zum durchschnittlichen 10 (Mädchen) und 12 (Jungen) Lebensjahr. Denn dann beginnt die Zeit, wo bei den Kindern die Pubertät einsetzt und die Eltern in ihren Augen eine schlimme Phase durchmachen.
Auch der Schriftsteller Jan Weiler, Vater zweier Kinder, kann ein Lied von dieser Phase singen. Mit dem Buch „Das Pubertier“ brachte er 2014 sei zwölftes Werk in den Handel, welches gerade verfilmt wurde und jetzt in den Kinos zu sehen ist. In der Einleitung ist zu sehen, dass er seine Tochter mit einem Panda vergleicht, ein Tier, welches bis zu 20 Stunden am Tag schlafen kann. Ebenso hatte auch sein Kind die Phase, wo es sich in Zeitlupe durch die Gegend bewegte und eine Meisterschaft im ausruhen, schlafen und chillen problemlos gewonnen hätte.
Die Leser bekommen mit der aktuellen Auflage das erste und zweite Buch der Reihe geboten, wobei sich beide Bücher in einem Einband befinden. Jan Weiler erzählt Anekdoten aus seinem Alltag, er berichtet wie sich das Leben seiner Familie änderte, als seine Tochter Carla in die Pubertät kam. Die Geschichten wurden heiter und flüssig geschrieben, so dass es Spaß macht sich das Buch durchzulesen. Denn das Leben mit einem „Pubertier“ ist zwar anstrengend, für Außerstehende aber auch lustig und unterhaltsam. Viele Situationen laden zu einer kleinen Zeitreise ein, denn ein jeder der Leser war selber in der Pubertät und kann daher nachempfinden, was Jan und Carla, sowie der Rest der Familie durchleben müssen.
Das Drama beginnt schon meist am Morgen. Erster Akt, der Vorhang hebt sich – allerdings hebt sich beim Pubertier nichts, denn dieses liegt noch im Bett. Hat sich dieses endlich nach erst freundlichen Worten und später folgenden Drohungen aus der horizontalen Lage in die Waagerechte geschafft, geht es erst richtig los. Das Bad wird zur Festung, welches nur nach mehrmaligen und nachdrücklichen Aufforderungen verlassen wird. Das Frühstück verläuft ruhig, was allerdings daran liegt, dass das Pubertier den Mund noch nicht wirklich auf bekommt. Während der Zeit, wo das Pubertier in der Schule ist, senkt sich der Vorhang zu einer Pause, welche beendet ist, wenn die Schulglocke das letzte Mal klingelt. Die Nachmittage könne ruhig verlaufen, wenn das Töchterchen bei den Freundinnen ist, oder auch chaotisch, wenn die Freundinnen zu einem nach Hause kommen. Aber auch Einkaufen, Essen kochen und die Bitte das Zimmer auszuräumen, können kleine bis große Katastrophen auslösen.
Jan Weiler hat diese Szenarien sehr gut in Worte umgesetzt und mit der Fortsetzung „Im Reich der Pubertiere“ noch einen drauf gesetzt. Der glückliche Vater zweier Kinder sah sich plötzlich nicht nur einem, sondern zwei Pubertieren gegenüber, die verschiedener nicht hätten sein können. Während Tochter Carla beispielsweise das Badezimmer besonders vor dem „Ausgehen“ so lange besetzte das man dachte sie wäre darin eingezogen, entwickelt sich Pubertier Nick in die komplett andere Richtung. Wenn man das erste Mal zu McDonald fährt und das Kind kein „HappMeal“ mehr möchte, dann sollten sich die Eltern auf etwas gefasst machen. Wenn Rasierschaum und Haarwachs aus dem elterlichen Bad ins Kinderbadezimmer wander, ist es soweit: Das zweite Pubertier hat das Licht der Welt erblickt – viel Spaß beim Erwachsenwerden!
Der Kindler Verlag hat mit „Das Pubertier“ (und „Im Reich der Pubertiere“) einen gelungenen Doppelband herausgebracht, welches sich in einem festen Einband befindet. Neben den Titel sind auf dem Buch noch viele rosa Punkte zu sehen, während Außenseiten des 290 Seiten dicken Buches in einem strahlenenden Sonnengelb daher kommen. In der gleichen sonnigen Farben wurde der Schuber gehalten, so dass das Buch im Bücherregal nicht zu übersehen ist. Jan Weiler hat es wieder einmal geschafft ein Buch herauszubringen, welches die Leser immer wieder zum Lachen bringt. Wer schon die anderen Bücher des Schriftstellers kennt und mag, sollte sich „Das Pubertier“ nicht entgehen lassen.
(sk)