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Das schnelle Geld Cover

Gesamtwertung

Film/Inhalt (1 Bewertung):
Wertung: 65 %
65 %

Filminfos zu:

Kino-ReviewDas schnelle Geld
[ Drama]

Infos zum Film

Originaltitel: Two For The Money
Filmlänge: 122 Min.
Produktionsjahr: 2005
Herstellungsland: USA
Erscheinungsdatum: 13.04.2006

Kritiken

Fazit (6.5/10):
Waren die Tage trüb
Nahmen sie vorlieb
Mit dem Spiel;
Setzten – Gott sei’s geklagt! –
Immer sehr gewagt
Und sehr viel.

Alexander Puschkin aus PIQUE DAME

Spieler-Dramen gehören in Literatur, Theater und Film nunmehr bereits seit Jahrhunderten zu einem immer wieder beliebten Thema. So gibt es von Puschkins Erzählung Pique Dame (1833) neben Theater, Oper und Ballett auch etliche Verfilmungen. Auch Cincinnati Kid (USA - 1965) mit Steve McQueen bedient sich letztendlich am Sujet des russischen Altmeisters. Immer geht es beim Geldspiel auch um das kaum merklich heranwabernde Spannungsfeld mit den sozialen und psychischen Folgen (Spielsucht) für Menschen bei einer sehr erregenden Handlung. Das Zocken ums große Geld heißt heute „Börse“ und wurde in Oliver Stones Meisterwerk Wall Street vor einigen Jahren beeindruckend dargestellt.
Aber der Neue Markt ist krachen gegangen. Viele mussten dafür bitter bezahlen. Will man heute schnell reich und dabei nicht kriminell werden; wenn es an Gesangstalent für einen „Superstar“ fehlt oder das Wissen für einen Durchmarsch bei Günter Jauch nicht reicht – ja, was bleibt denn da noch? Sportwetten sind bei uns kürzlich wieder ins Gerede gekommen. Für die 40.000,- €, die einem gewissen Herrn Hoyzer 2 Jahre gesiebte Luft bescheren, würde der New Yorker Wett-Zampano Walter Abrams (Al Pacino) nicht einmal aufstehen. Er handelt mit Wetttipps, für die er im Erfolgsfall 10% vom Gewinn kassiert. Das Risiko bleibt trotzdem beim Spieler. Als Ex-Spiel-Junkie weiß Walter auch ganz genau, wo er beim Zocker da draußen einhaken muss, und er macht das ziemlich skrupellos. Während es in Deutschland auf das Glücksspiel zwar ein Staatsmonopol gibt, aber dafür überall erlaubt ist, darf in Amerika nur in Nevada, Montana, Oregon und Delaware legal gespielt werden. Eine Sportwettenagentur, wie im Film dargestellt, darf aber überall aufgezogen werden. Am Markt kann sich Abrams logischerweise nur mit der höchstdenkbaren Trefferquote behaupten. Darum ist der umtriebige Geschäftsmann auch immer auf der Suche nach Mitarbeitern mit dem „glücklichen Händchen“. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihm der ehemalige Footballspieler Brandon Lang (Matthew McConaughey) auffällt, der in einem vermuchten Call Center in der amerikanischen Provinz eine ordentliche Quote einfährt. Brandons Geschäftstrick ist dabei ganz einfach: als ehemaliges Sporttalent (er musste wegen einer Verletzung aufhören) weiß er, wovon er redet.
Dieses Insider-Wissen kombiniert mit Glück macht ihn innerhalb kürzester Zeit zum Superstar der Sportwetten. Zuvor hat ihm Walter einen neuen Namen, ein neues Outfit und die nötige Publicity verpasst. Aber der Hochmut kommt vor dem Fall. Brandon (mittlerweile alias John Anthony) beginnt an die eigene Unfehlbarkeit zu glauben. Zum arroganten Schnösel gemausert spielt er lieber Golf und fährt SEL, als das Sportgeschehen zu verfolgen. Diese stinkende Überheblichkeit ruiniert nicht nur seine Kunden, sondern bringt auch Walters Firma an den Rand des Bankrotts. Der liebt jedoch seinen Zögling wie ein Vater, setzt weiter auf ihn und hat im Ärmel noch die Idee zu einem finalen Befreiungsschlag. Der gelingt sogar. Für Brandon jedoch hat diese Lektion fürs Leben gereicht. Genug gespielt. Er geht zurück in die Provinz, nachdem er mit Walter noch einmal abschließend um dessen Frau Tony (Rene Russo) als Einsatz gezockt hat.

Klingt hanebüchen und moralinsauer? Ist es auch. Zwar wird der Zuschauer gleich eingangs darauf verwiesen, dass es sich hier um eine wahre Begebenheit handelt, aber was heißt das schon. Geschichten, die das Leben schreibt, müssen nicht zwangsläufig als tolles Skript enden. Auch die starke Anlehnung an das Strickmuster von Wall Street (mir würden dazu auch noch andere Worte einfallen) veranlasst den Betrachter dazu, sehr schnell zu wissen, wo der Hase hinläuft. Ellenlange Dialoge über die Rolle der Bedeutung ermüden beinahe eine Stunde lang, bevor der Film im letzten Drittel dann doch endlich „schnell“ wird. Dann bricht es spontan ab mit einem großen Fingerzeig auf die wahren Werte des Lebens – und Abspann.
Auch wenn Regisseur D. J. Caruso (The Salton Sea) alles in professioneller Hollywood-Manier umsetzt, bleibt die Handlung unter Durchschnitt, wären da nicht...ja wäre da nicht ein toller Cast, der die Sache hochreißt. Wer Al Pacino in Im Auftrag des Teufels für seinen wirren Blick im Schlussmonolog lieben gelernt hat, sollte dringend ins Kino gehen – er kommt hier voll auf seine Kosten. Der Mann macht keine halben Sachen. Er spielt auch diesmal wieder, dass man beim Zusehen Angst und Bange um sein allgemeines Wohlbefinden bekommt. Kritiker werden ihm wiederholt vorwerfen, dass er maßlos übertreibt, aber Fans werden es zu würdigen wissen. Die Tragik bei Pacino ist, dass er sich leider seit einigen Jahren in nur mittelmäßigen Filmen austoben darf.
Rene Russo (Schnappt Shorty, Die Thomas Crown Affäre) ist brillant. Altwerden ist für Schauspielerinnen (auch in Hollywood) ein Problem. Rene Russo zeigt selbstbewusst Falten und ein sensibles Spiel, welches faszinierend für sie einnimmt. Ihre feinfühlig dargestellte Tony ist ein Mensch, den man einfach lieb haben muss.
Matthew McConaughy (Sahara, Die Herrschaft des Feuers) ist von Mutter Natur mit einem sehr angenehmen Äußeren ausgestattet worden. Dafür war sie bei der Ausdruckskraft etwas knickrig. Aber er entwickelt sich. So gut, wie hier, war er wohl noch nie. Ist er bei Contact neben Jodie Foster noch den schauspielerischen Heldentod gestorben, so hat ihn wohl die direkte Interaktion mit Pacino in diesem Film beflügelt. Eine der stärksten Szenen haben beide, als Walter ihn zu einem Treffen der „Anonymen Spielsüchtigen“ schleift und dort über die erhebende Kraft des Glücksspiels referiert, nur um Brandon den tieferen Sinn des Wortes „Fuck“ zu verdeutlichen. Nachdem beide unbeschadet an Leib und Leben dort wieder raus sind, kennt Brandon sich mit dem bösen F-Wort aus.
Solche Szenen sind natürlich der Brüller.
Der Film ist in den USA bereits im letzten Oktober angelaufen. Der Verleiher hat den deutschen Kinostart vom ursprünglich geplanten 16. 02. auf Mitte April verlegt. Über die Gründe kann man natürlich spekulieren. Aber was soll’s.
Das schnelle Geld wird bestimmt kein Blockbuster, aber ein Flop wäre auch ungerecht.
Stephan Rudat
Film:
Wertung: 65 %
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Bild:
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Extras:
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Bewertung

65 %

Infos

Cast & Crew


Al Pacino


Matthew McConaughey