Stillstehen – Um stillzustehen, musst du dich bewegen

Julie (Natalia Belitski) lebt nur nach ihrem eigenen Grundsatz: Nichts tun. Und mit NICHTS meint sie NICHTS: Sie studiert nicht, arbeitet nicht, sie hat keine Freunde. Sie will einfach nur stillstehen. Um sich dem „normalen“ Leben zu entziehen, lässt sich Julie regelmäßig in ihre psychiatrische Wunschklinik einweisen. Hier kennt man sie, hier weiß man, wie sie tickt. Dass Julie ohne Gummihandschuhe nicht aus dem Haus geht, oder notfalls auch mal ein Lama aus dem Zoo auf einen Rave entführt, wundert niemanden mehr. Man lässt sie in Ruhe. Das ändert sich schlagartig, als sie erfährt, dass ihr Erbe aufgebraucht ist und Agnes (Luisa-Céline Gaffron) in ihr Leben tritt: eine vermeintlich naive Krankenschwester und ihre neue Betreuerin, die stets bemüht ist, alles richtig zu machen. Julie erkennt schnell, dass ihr bisheriges perfektes Nichtstun auf der Kippe steht. Sie fasst einen folgenschweren Entschluss: Um weiterhin stillstehen zu können, muss sie sich bewegen. Do not copy!

Originaltitel: Stillstehen
Filmlänge: 87 Min. (PAL)
Produktionsjahr: 2019
Herstellungsland: Deutschland
Erscheinungsdatum: 21.01.2022
EAN-Code: 4250128436939

deutsch 5.1

Untertitel: deutsch für Hörgeschädigte, englisch

Fazit:
Julie ist 30 Jahre alt, sie ist klug und sie ist anders. Denn sie hat beschlossen nichts zu tun. Sie will keine Freunde haben, sie will nicht arbeiten und sie will keine Verantwortung übernehmen. Und sie mag Feuer. Dass sie den lieben langen Tag mit gelben Latexhandschuhen herumläuft, ist völlig ok, das sie von dem Geld lebt, welches sie geerbt hat, ist auch kein Problem. Das sie aber ein gesteigertes Interesse an Feuer hat, ist etwas völlig anderes. Und wenn sie mal wieder ein Auto angezündet hat, lässt sie sich auf ihren Wunsch hin in eine psychiatrische Anstalt weinweisen, um dort etwas zu verweilen. Doch dann kommt der Tag, der Julies Leben völlig durcheinanderbringt. Ihr Geld ist alle und ihr Arzt, der immer so nett war und für die richtige Klinik gesorgt hat, geht in Rente. Was er noch für sie tun kann ist, dass sie eine neue Betreuerin bekommt – und die steht in Form von Agnes auch schon mal persönlich vor Julie. Diese ist jung, will alles richtig machen und noch viel erreichen. Und Julie? Die will doch nur stillstehen … aber dazu muss sie sich bewegen.

Die Zuschauer bekommen mit Stillstehen – Um stillzustehen, musst du dich bewegen den Debütfilm der Regisseurin Elisa Mishto geboten, ein Drama aus dem Jahre 2019. Die Zuschauer sehen Julie im Bett liegend, eine Kamera fährt über ihren Körper, während eine Stimme aus dem Off erklärt, warum Julie stillstehen, warum sie nicht funktionieren will. Der Zuschauer erfährt, dass sie früher einen Ameisenhügel beobachtet hat, die emsigen Bewegungen der Tiere, woraufhin sie beschloss nicht so zu werden wie eine Ameise – und den Hügel kurzerhand anzündete. Fortan nahm Julies Leben ihren Lauf, man erfährt, dass der Klinikpsychiaters Dr. Hermann auch nach etlichen Jahren Behandlung aus Julie nicht schlau wird. Mit ihrer neuen Betreuerin Agnes bekommt sie einen anderen Blick auf das Leben. Denn Agnes ist das Gegenteil von Julie, sie ist verheiratet, hat ein Kind – und steht immer unter Druck alles richtig zu machen. So treffen zwei Welten aufeinander, die nicht unterschiedlicher sein könnten.

Regisseurin Elisa Mishto verdeutlichet hier, dass viele Menschen unter Druck stehen so zu werden, wie die Gesellschaft es „vorschreibt“ bzw. gerne sehen würde. Die Menschen, die aus der Reihe tanzen, haben es immer schwerer als die, die sich anpassen. Aber wird von denen ist wohl glücklicher? Werfen wir einmal einen Blick nach Japan. Dort ist der Druck auf die jungen Menschen so groß, dass sich diese teilweise über Monate in ihr Zimmer in der elterlichen Wohnung einschließen und so versuchen den Anforderungen der Gesellschaft zu entgehen. Schlimm, oder? Mit Stillstehen – Um stillzustehen, musst du dich bewegen bekommen die Zuschauer ein Drama zu sehen, welche gerade zu Beginn die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers fordert, im Ganzen aber mit starken Darstellerinnen punkten kann. Wer sich auf den Streifen einlassen kann, wird hier eine neue Erfahrung machen.

Der Zuschauer bekommt hier ein angenehmes Bild geboten, welches durch natürliche Farben und einen guten Kontrast überzeugen kann. Die Schärfe hat uns gut gefallen, diese ist nicht optimal, aber besonders in den Nahaufnahmen auf einem guten Niveau. Insgesamt ein stimmiges Bild, welches gut zum Filminhalt passt. Auch der Ton kann überzeugen. Die Stimmen der Darsteller werden sauber über die Boxen wiedergegeben, die Effekte verteilen sich auch mal auf alle Lautsprecher. Dazu liegen auch eine Hörfilmfassung und Untertitel für Blinde vor, was wir persönlich sehr gut finden. Das Bonusmaterial besteht aus einer kleinen Trailershow.