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Kinogeflüster: "Alles voller Monster" aus dem Hause Wild Bunch Germany

„Alles voller Monster“ ist einer jener seltenen britischen Filme, die mit leisem Humor, schrägem Charme und einem Hauch Melancholie ein ganz eigenes Universum erschaffen. Regisseur Steve Hudson, der bereits mit seinem Debüt „True North“ ein feines Gespür für menschliche Abgründe und moralische Zwischentöne bewies, präsentiert hier eine warmherzige, zugleich tiefgründige Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, schwarzer Komödie und Familiendrama – in der sich das Alltägliche mit dem Skurrilen auf wunderbare Weise vermischt.

Im Mittelpunkt steht Jamie, gespielt von Asa Butterfield, der nach dem Tod seines Vaters in das kleine Küstendorf seiner exzentrischen Mutter zurückkehrt. Was als kurzer Pflichtbesuch gedacht ist, entpuppt sich bald als eine bizarre Reise in eine Welt voller seltsamer Gestalten – Menschen, die sich hinter Masken verstecken, die so grotesk und liebevoll gestaltet sind, dass man nie genau weiß, ob man lachen oder weinen soll. Die „Monster“ des Titels sind keine Kreaturen aus Horrorfilmen, sondern vielmehr Sinnbilder menschlicher Verletzlichkeit, Angst und Sehnsucht. Hudson nutzt sie als Metaphern für das, was Menschen zu Außenseitern macht – und führt dabei elegant vor, dass das wahre Ungeheuer oft in uns selbst steckt.

Asa Butterfield liefert eine seiner reifsten Leistungen seit Langem ab. Mit seiner typischen Mischung aus Unsicherheit und ironischer Distanz verleiht er Jamie eine greifbare Authentizität, die den Zuschauer sofort in den Bann zieht. Joel Fry, bekannt für seine charmant-schrulligen Nebenrollen, überrascht hier mit einer stillen Tiefe als Dorfbewohner, der Jamie auf seine eigene, unorthodoxe Art hilft, sich seinen Dämonen zu stellen. Alison Steadman glänzt als spleenige Mutter mit einem bemerkenswerten Gespür für Tragikomik und sorgt für jene Momente, in denen der Film zwischen Lachen und Weinen oszilliert.

Hudsons Regie ist feinfühlig und stilistisch durchdacht. Die Kameraarbeit fängt die britische Küstenlandschaft mit einer Mischung aus poetischer Weite und klaustrophobischer Enge ein – ein Spiegelbild der inneren Zustände der Figuren. Der Einsatz von Licht und Farbe, mal trüb und neblig, dann wieder warm und fast märchenhaft, verstärkt die emotionale Reise, die Jamie durchlebt. Der Score unterstreicht diese Atmosphäre mit einer subtilen Melancholie, ohne je aufdringlich zu wirken.

Inhaltlich ist „Alles voller Monster“ eine fabelhafte Parabel über das Anderssein, über Familie und die Schwierigkeit, sich selbst zu akzeptieren. Der Film balanciert meisterhaft zwischen realistischem Drama und skurriler Symbolik, ohne in Kitsch oder überzogene Theatralik zu verfallen. Gerade in seiner Zurückhaltung liegt seine Stärke: Die Monster werden nie zu billigen Effekten degradiert, sondern bleiben stets Spiegel der Figuren, deren Verletzungen sie darstellen.

Am Ende bleibt ein tief bewegender, aber auch tröstlicher Film, der den Zuschauer mit einem warmen Gefühl entlässt – einer Mischung aus Wehmut und Hoffnung. „Alles voller Monster“ ist kein lautes Kino, sondern eines, das sich leise in Herz und Gedanken schleicht. Ein Film, der Mut macht, die eigenen Schatten anzunehmen, und beweist, dass in jedem Monster auch ein Stück Menschlichkeit steckt.

Ein feinsinniges, wunderbar britisches Kleinod, getragen von einem großartigen Ensemble und einer Regie, die sich auf das Wesentliche konzentriert: das Menschliche im Ungewöhnlichen.

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