Es ist mitten in der Nacht und dennoch sieht man, wie der Schnee locker vom Himmel fällt. Die Bäume, teilweise bizarr gewachsen, bilden einen großen Wald mit schier undurchdringlichem Dickicht. Immer wieder sind kleine Geräusche zu vernehmen, die hoffentlich von kleinen Wildtieren handeln und ungefährlich sind. Nur noch einige Schritte und der Spieler steht vor einer Hütte, im Hintergrund schaukelt eine Seilbahn im Wind. Plötzlich klingelt ein fremdes Handy, welches sich im Rucksack auf einer Bank befindet. Sollte man den Anruf entgegen nehmen oder lieber nicht? Was machen die jungen Menschen hier mitten im Nirgendwo?
Die Erklärung folgt in einem kleinen Video. Hier ist zu sehen, wie die Gruppe im Vorjahr zusammen in der Hütte von Hannah und Josh’s Eltern ein Wochenende verbringen wollte. Ein kleiner Streich bringt Hannah dazu das Haus zu verlassen und in den Wald zu laufen – und das mitten in der Nacht, mitten im Schnee. Ihre beste Freundin Beth ist sauer auf ihre Freunde und rennt Hannah hinterher. Beide Mädchen sollten den Wald nicht mehr lebend verlassen.
Nun, ein Jahr später, wollen die restlichen Freunde noch einmal ein Wochenende in der Hütte verbringen und der beiden Toten gedenken. Mitten in den Bergen, umgeben vom dichten Wald im tiefsten Winter – weit weg von jeglicher Zivilisation …
Wenn ich mir die Beschreibung zu „Until Dawn“ durchlese, werde ich leicht an unzählige Horrorfilme erinnert. Aber glaubt mir, mit den mehr oder weniger bekannten Horrorfilmen hat das Spiel nicht viel gemeinsam. Denn hier ist Spannung und Horror angesagt, wir sind mehrmals im Sessel zusammengezuckt, weil im Spiel ein Schreckmoment vorhanden war.
Viele Spiele und Filme scheitern daran, dass die gruselige Atmosphäre nicht gehalten werden kann. Bei „Until Dawn“ aus dem Hause Sony Computer Entertainment ist das nicht der Fall. Der Spieler fühlt sich schnell mit den Charakteren verbunden und wird aktiv in das Spiel mit einbezogen. Denn er kann hier nicht nur über Leben und Tod, sondern auch über den Spielverlauf zu entscheiden. Ich sag nur „Schmetterlingseffekt“ …. Denn jede Entscheidung hat eine Konsequenz, die man früher oder später zu spüren bekommt. Und am Ende liegt es an den Entscheidungen des Spielers, wie viele Charaktere am Ende überleben.
Der Spieler übernimmt hier nicht die Kontrolle über einen Charakter, sondern über alle acht! Neben der Zicke gibt es unter anderem natürlich eine Schönheit, einen Besserwisser, sowie die Naive und den Mutigen, der immer zuerst alles erkundigen will. Langweilig wird es also nicht. Aber was gibt es zu tun? Im Grunde genommen besteht das Spiel aus Videos. An bestimmten Stellen muss der Spieler entscheiden, wie es weitergeht. Dieses Prinzip kenne ich noch aus Büchern, wobei diese längst nicht so spannend waren wie das Spiel. Soll ich einen Kumpel sagen, dass seine Freundin ihren Ex umarmt? Oder soll ich lieber den Mund halten? Wenn ich auf der Flucht bin – soll ich mich verstecken oder lieber weiter rennen? Gehe ich den sicheren Weg oder lieber den Schnellen? Und wenn man entscheiden muss, wer von zwei Freunden das Zeitliche segnen soll … wonach entscheidet man? Sympathie? Liebe? …
Ich bin einfach nur begeistert, denn Until Dawn aus dem Hause Sony Computer Entertainment brachte mich dazu, acht Teenager über gut acht bis zehn Stunden lang durch Schnee, Gebäude und den Wald zu jagen und zu entscheiden, welchen Richtung das Spiel nehmen soll. Sam, Chris, Jess, Emily, Matt, Mike, Asley und Josh – wer wird am Ende überleben? Wie viele werden wieder nach Hause fahren?
Werfen wir einen Blick auf die technische Seite im Spiel. Die Steuerung ist mehr als einfach, der Spieler muss bei Entscheidungen den Stick nur nach rechts oder links bewegen und diese bestätigen. Ein wenig kniffliger wird es in den „Reaktionsszenen“, wie beispielsweise beim Klettern. Hier werden die Tasten eingeblendet, die es zu drücken gilt. Dies muss schnell geschehen, ansonsten stürzt man ab. Die Effekte und die Musik passen sehr gut zum Spiel und tragen viel zur gelungenen Atmosphäre bei. Dazu kommt eine gute Grafik, die nicht nur die Charaktere, sondern auch die Umgebung in einem guten Licht dastehen lässt. Überall knistert und raschelt es, geschickt eingesetzte Effekte lassen den Spieler im Sessel zusammenzucken. Dazu kommen Schatten- und Lichtspiele, die gut zum Spiel passen.
Im Ganzen gesehen bekommt der Spieler mit „Until Dawn“ aus dem Hause Sony Computer Entertainment ein innovatives Spiel geboten, welches sich Genrefans nicht entgehen lassen sollten. Es gibt viele makabere Szenen, Humor, Spannung und viel Grusel, dazu eben die Entscheidungsfreiheit, wie das Spiel weitergehen soll. Man entwickelt Sympathien und Antipathien für die Charaktere, manchen von ihnen hätte ich gerne am Anfang schon eine Klippe runter geworfen. Andere waren mir so sympathisch, dass es mir leid tat wenn einer von ihnen starb. Manche Spieler „beklagen“ sich, dass zu viele Videos zu sehen sind. Dem kann ich nicht zustimmen, denn die Sequenzen sind spannend und unterhaltsam, Langweile kommt auf jedem Fall nicht auf. Ich kann das Spiel ohne Einschränkungen empfehlen.
(sk)