Mit „RoboCop: Rogue City – Unfinished Business“ liefern Entwickler „Teyon“ und Publisher „Nacon“ eine Erweiterung, die den blechernen Gesetzeshüter erneut in die finsteren Straßen von Old Detroit schickt. Das Add-on, welches als eigenständiges Spiel steht und ohne Vollversion der Reihe gespielt werden kann, knüpft nahtlos an die Ereignisse des Hauptspiels an und vertieft die düstere Vision einer Zukunft, in der Verbrechen, Korruption und Machtmissbrauch trotz technischer Aufrüstung weiterhin blühen. RoboCop kehrt zurück, und diesmal geht es um mehr als nur das Durchsetzen von Vorschriften – es geht um offene Rechnungen und die Frage, wie viel Mensch noch in der Maschine steckt.
Die Erweiterung bleibt dem Ton der Vorlage treu. Die Atmosphäre ist dicht, die Welt geprägt von Neonlicht, Dreck und Zynismus – genau wie man es aus den Originalfilmen kennt. Die Story erzählt von neuen Bedrohungen, aber auch von alten Feinden, die aus dem Schatten treten. Dabei entfaltet sich keine besonders komplexe Handlung, doch sie wird solide inszeniert und durch die Präsenz von RoboCops typischen One-Linern angenehm getragen. Die Spielzeit der Kampagne ist überschaubar, aber nicht zu knapp. Wer sich auf Erkundung einlässt und nicht nur der Hauptmission folgt, kann mehrere Stunden in der Welt verbringen, ohne dass es eintönig wirkt.
Spielerisch bleibt „Unfinished Business“ seinen Wurzeln treu. RoboCop bewegt sich langsam, aber unaufhaltsam durch feindliche Gebiete, seine Angriffe sind wuchtig, seine Waffen fühlen sich massiv und durchschlagskräftig an. Das Spiel setzt weniger auf rasante Action als auf das Gefühl, als schwer gepanzerter Titan durch die Straßen zu marschieren und Recht und Ordnung notfalls mit roher Gewalt durchzusetzen. Das Spiel bringt einige neue Waffen, Variationen der ikonischen Auto-9 sowie neue Fähigkeiten, die den Spielfluss erweitern, ohne ihn zu überfrachten. Gegner verhalten sich ein wenig variantenreicher als im Hauptspiel, und manche Auseinandersetzungen – insbesondere Bosskämpfe – wurden spürbar aufwendiger inszeniert.
Inhaltlich punktet die Erweiterung besonders durch ein neues, atmosphärisch dichtes Gebiet – ein verlassenes Industrieviertel, das von Gewalt und Verfall geprägt ist. Die düstere Kulisse, untermalt von einem stimmigen Soundtrack und bedrohlichen Geräuschen im Hintergrund, vermittelt erneut das Gefühl, Teil eines dystopischen Science-Fiction-Films zu sein. Teyon beweist dabei ein gutes Gespür für das Zusammenspiel aus Design, Sound und Storytelling. Auch die kleinen Details – etwa die absurden Nachrichtenschnipsel aus den Fernsehern oder die mit Ironie gespickten Dialoge – zeigen, dass hier jemand die Vorlage verstanden und mit Respekt behandelt hat.
Technisch läuft die Erweiterung weitgehend stabil. Zwar merkt man dem Spiel an, dass es nicht mit dem Budget großer AAA-Produktionen entwickelt wurde, doch was ihm an grafischer Brillanz fehlt, macht es mit Atmosphäre wett. Lichteffekte, Regen auf Asphalt und die reflektierenden Oberflächen der nächtlichen Stadt erzeugen eine glaubwürdige, bedrückende Stimmung. Auch die Performance überzeugt: Auf modernen Systemen läuft das Spiel flüssig, mit nur gelegentlichen kleineren Bugs, die den Spielspaß kaum trüben. Besonders Peter Weller, der RoboCop auch hier wieder seine ikonische Stimme leiht, trägt viel zur Authentizität bei.
Unterm Strich ist „RoboCop: Rogue City – Unfinished Business“ keine Revolution, aber ein durchweg gelungenes Spiel, welches alles richtig macht, was ein „Add-on“ leisten sollte: Es vertieft die Welt, bringt neue spielerische Impulse, respektiert das Ausgangsmaterial und liefert genau das, was Fans erwarten – mehr RoboCop, mehr bleihaltige Action, mehr dystopische Spannung. Für Spieler des Hauptspiels ist der DLC daher beinahe Pflicht. Wer RoboCops Rückkehr bereits gefeiert hat, wird hier erneut auf seine Kosten kommen. Und wer noch zögert, sollte spätestens jetzt erkennen: Dieser Klassiker hat in der digitalen Gegenwart seinen Platz gefunden – stilbewusst, kompromisslos und überraschend lebendig.
(r&s)