Willkommen zu „Karma: The Dark World“, einem Psycho-Thriller aus der Ego-Perspektive, der in einer filmreifen, dystopischen Welt stattfindet. Es ist der 27. Dezember im Jahre 1987, irgendwo ins Ostdeutschland. Daniel, der Protagonist des Spiels, ist ein junger Mann, der ohne Erinnerung in einem in einem Krankenhaus aufwacht, wo er an vielen unterschiedlichen Geräten angeschlossen ist. Er zerrt die Schläuche aus sich heraus und begibt sich auf die Suche nach weiteren Menschen, doch da Krankenhaus scheint leer zu sein. Bis er auf einen alten Mann im Rollstuhl trifft, der den dringen Rat gibt, schleunigst von hier zu verschwinden.
Doch zuvor erfährt der Spieler wie er in diese üble Situation gekommen ist, man landet in einer alternative Zeitlinie im Jahre 1984, irgendwo in Osten Deutschlands. Hier hat der Staat die totale Überwachung übernommen, die Menschen müssen absolut gehorchen, um nicht zu sterben. Man muss arbeiten gehen, dazu werden die Menschen vom Staat in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt. Von A, die leben, um zu gehorchen und um zu arbeiten, bis E, das sind Menschen, die nutzlos und arbeitsscheu sind. Jeder Schritt wird von „Mutter“ überwacht, es wird aufgezeichnet, wer zu spät kommt oder sich zu oft auf die Toilette begibt. Private Gespräche sind nicht erwünscht, man soll sich auf die Arbeit konzentrieren. Feiertage gibt es nicht mehr, die Menschen müssen funktionieren. Wer schlapp macht, kann kostenlos auf das Wundermittel „Bluebottle“ zurückgreifen, welches allerdings abhängig macht und den Menschen zerstört.
Daniel wurde der Klasse C zugeteilt, als Roam-Agent soll er Verbrechen aufklären und „Mutter“ seine Beweise bringen. Der erste Auftrag ist, einen Diebstahl im Büro aufzuklären. Dazu muss der Spieler den Tatort untersuchen und Beweise finden, sodann den Täter überführen. Dieser ist schon in Gewahrsam und soll nun verhört werden. Als Roam-Agent kann Daniel diesen normal verhören oder sich in seinem Kopf einhacken. Wählt man Letztere, erlebt man die Ereignisse aus der Sicht des Täters. Aber in der Welt ist alles anders! Anstelle Köpfe tragen die Menschen Monitore auf dem Hals. Dazu kommen die vielen surrealen Elemente, welche den Spieler verwirren können. Spätestens dann ist klar, dass Werke von George Orwell, David Lynch und Kojima-san Pate standen.
Den Spieler erwartet eine tolle Atmosphäre, welche durch plötzlich auftauchende Kreaturen positiv unterstützt wird. In diesem Spiel sind es die kleinen Einzelheiten, welche den Horror erwachen lassen. Dennoch ist „Karma: The Dark World“ kein Spiel, dass man problemlos allen Genrefans empfehlen kann. Man muss Zeit und Geduld mitbringen, sich mit der Geschichte befassen und sich zurechtfinden. Man muss Visionen deuten und überlegt immer wieder, was wäre wohl, wenn es in der heutigen Zeit eine „Mutter“ geben würde. Es gibt immer mehr KI (künstliche Intelligenz), immer mehr Menschen verlassen sich auf sie und wenden sie an, noch mehr Menschen fallen auf die KI herein. Das Spiel ist verwinkelt – und das könnte den einen oder anderen Spieler abschrecken. Auch die Rätsel sind nicht immer einfach – und Hilfe bekommt man nicht. Die Geschichte ist interessant, aber manchmal auch etwas langatmig. Dennoch: wer ein nicht klassisches Survival Game mit Rätseln sucht, sollte hier einen Blick riskieren. George Orwell lässt grüßen!
Im Ganzen gesehen bekommen die Spieler mit „Karma: The Dark World“, welch in Shanghai das kleine Indie-Studioaus „Pollard Studio“ herausgebracht hat, ein atmosphärisch dichtes Spiel geboten, welches sich mehr als sehen lassen kann. Zwar wird alles recht dunkel gehalten, dennoch ist das Wesentliche immer gut zu erkennen. Es gibt genügend Momente, wo man erschreckt, wobei hier einen oftmals das Kopfkino einen Streich spielt. Bei der Sprachausgabe kann der Spieler zwischen Englisch und Chinesisch wählen, dafür stehen verschiedene Untertitel zur Wahl, darunter auch deutsch und englisch. Wir hoffen, dass ein weiters Spiel in der Reihe erschienen wird!
(r&s)