Schon im Vorfeld wurde über „Death Stranding“ diskutiert bis sich die Balken bogen. Nachdem Hideo Kojima einige Trailer veröffentlichte, waren die Spieler gespannt, konnten das Spiel aber nicht wirklich zuordnen. So teilte sich die Fangemeinde in Skeptiker und Optimisten auf, welche gemeinsam auf den Tag warteten, wo sie das Spiel auf der PlayStation 4 zu sich nach Hause holen konnten. Am 8. November war es dann endlich soweit, seitdem steht das Spiel als „Standart Edition“, „Collectors Edition“ und „Special Edition“ in den Läden, man kann dieses in den verschiedenen Varianten im Shop herunterladen und dieses sogar als Bundle mit der PlayStation 4 Pro als Limited Edition zulegen. Egal für was man sich entschieden hatte, die Erwartungshaltung war hoch, auch wir waren gespannt was uns erwarten würde.
Beginnen wir am Anfang, als mit der Hintergrundgeschichte des Spiels. Als Raum und Zeit entstanden und die Welt mit dem Urknall geboren wurde, erwachte auch der Tod zum Leben. Er öffnete die Tore ins Jenseits und nahm Geister und Dämonen mit auf seinem Weg. Die Zivilisation, wir wir sie kennen, existiert nicht mehr. Die Welten der Toten und die der Lebenden haben sich vermischt, die Oberfläche der Erde ist verwüstet und bietet nun mysteriösen Geisterwesen Platz, welche sich rücksichtslos einen Weg bahnen. Jeder Lebende der sich ihnen in den Weg stellte wird von ihnen getötet, auch die Menschen, die zufällig ihren Weg kreuzen, überleben dieses Treffen nicht. Daher haben die Menschen sich unter die Erde in Bunkern oder in isolierte Städte zurückgezogen. Das Leben ist um vieles schwerer geworden, der Regen wird gemieden, denn dieser lässt sie nicht nur rasend schnell altern – sondern auch schnell sterben.
Um zu verhindern, dass die Menschen komplett aussterben, hat die Regierung beschlossen eine neue Gemeinschaft aufzubauen. Um den Kontakt untereinander zu halten und um Ware von A nach B zu bringen, werden daher Boten benötigt – und da kommt Sam Porter ins Spiel, der Hauptcharakter in „Death Stranding“. Dieser bewegt sich über lange Strecken durch die Wildnis, er schafft es jeden Auftrag zu erledigen und ist der beste Bote den man sich vorstellen kann. Dazu kann er die Geisterwesen nicht nur spüren, sondern auch mit ihnen kommunizieren. Dazu trägt er ein Baby in einem Behälter mit sich herum, welches ihn vor den Geistern warnen kann. Auch wenn er der Auserwählte ist, ist er nicht der einzige Bote, dazu trifft er auf seinen Reisen immer wieder auf verschiedene Charaktere, die teilweise echt bizarr sind.
Aber nicht nur die Charaktere, auch das Spiel an sich ist … anders. Und das, obwohl das Prinzip ist Spiel einfach ist. Der Spieler übernimmt hier die Rolle von Sam Porter, der verschiedene Sendungen ausliefern muss. Und das ist nicht immer einfach, Sam muss über unebenem Boden gehen, Hänge raufklettern und auch durch Flüsse waten. Manchmal fehlt eine Brücke, so dass man den reißenden Fluss nicht überqueren kann. Kommt man später an die gleiche Stelle, ist die Brücke plötzlich da. Hat man diese vorher übersehen? Ist hier Zauberei im Spiel? Zweimal nein. Denn sobald ein Gebiet erschlossen wurde, können andere Spieler helfen, so wie Sam auch selber helfen kann. Die Brücke wurde von anderen Spielern erschaffen, so dass man den Fluss überqueren kann. Und es wird sicherlich der Zeitpunkt kommen, wo der Spieler etwas baut oder einfach etwas hinterlässt, was andere Spieler benötigen um weiter zu kommen. Tolle Idee!
Was war da noch … ach ja, Sam. Eigentlich ist Sam alles egal. Er lebt von einen Tag auf den Andren und geht seiner Arbeit nach - eben weil die gemacht werden muss. Wenn er fällt, steht er wieder auf. Wenn er den Hügel herunterrutscht, klettert er ihn wieder hoch. Wenn ihn Menschen ansprechen, hält er in der Regel den Mund. Er nimmt schwere Pakete auf seine schmerzenden Schultern und trotzt dem Schnee, er geht in die Knie, bleibt aber nie am Boden. Immer mal wieder muss er neue Schuhe kaufen, da die alten verschlissen sind. Er muss sich ausruhen und Kraft zu sammeln – und dennoch die Umgebung im Auge behalten, denn die Feinde sind überall! Dabei sind Sam die Menschen egal, er hasst es wenn man ihn berühren will – und doch landet er an einen Strand wo er auf SIE trifft. Viele Fragen bleiben erst einmal offen, man weiß nicht woher die Monster kommen, warum manche Sachen passieren und wer ist SIE? Aber eigentlich interessiert es auch nicht.
Wo wir schon beiden Charakteren sind: Immer mehr Spielmacher greifen auf Motion- und Performance-Capture zurück, wenn es darum geht bekannte Gesichter in die künstliche Welt zu bringen. In dieser Bewegungserfassung werden die Bewegungen der Schauspieler aufgezeichnet und dann am PC wiedergegeben. Auch Entwickler Hideo Kojima neuester Streich, das Action-Adventure „Death Stranding“ nutzte das Verfahren des interaktiven Films, daher gibt es nun unter anderem ein Wiedersehen mit Norman Reedus als Sam Porter Bridges, Mads Mikkelsen als Cliff, Troy Baker als Higgs, Guillermo del Toro als Deadman und Nicolas Winding Refn als Heartman als Darsteller/Synchronsprecher im Spiel.
Die technische Seite, das Menü. Mit einfachen Worten zusammengefasst: Das Menü ist unübersichtlich. Mit ehrlichen Worten gesagt: Das Menü ist scheiße, es kostet Nerven. Man verläuft sich in der Verschachtlung, so dass einfache Aufgaben, wie das Kaufen neuer Schuhe, zu einer kleinen Lebensaufgabe wird. Aber nun gut, dafür ist die Steuerung kein Problem, ein Tastendruck und der Befehl wird ausgeführt. Die Kamera macht ihre Arbeit gut, sie steht sich zu keiner Zeit selber im Weg. Dazu kommt ein toller Ton, der einen gelungen Soundtrack bietet. Dieser unterstützt die Atmosphäre sehr gut, je nach Situation bekommt man forsche und schnelle Musik geboten, dann klingt sie leise und vorsichtig, dann wieder beängstigen und dunkel. Super gemacht, zumal es am Ende jeder Mission ein freundliches Musikstück gibt, welches anzeigt, dass man es geschafft hat.
Die Grafik sollte man nicht vergessen anzusprechen. Zu meckern gibt es hier nichts, alles ist in unseren Augen perfekt. Trotz Tristesse wurde die Umgebung unterschiedlich gestaltet, es wurden viele Wert auf kleinste Details gelegt, die Areale sind einfach großartig. Kleinste Feinheiten sind immer zu erkennen, hier sieht man die Liebe zum Detail. Es gibt einen Tag- und Nachtwechsel, das Wetter ändert sich. Auch die Charaktere, nehmen wir Sam, sehen fantastisch aus. Auf den ersten Blick erkennen wir Norman Reedus in der Figur, man sieht in seinem Gesicht wenn er kaputt ist, Spuren von Schlamm und Blut zeichnen sich auf seinem Körper ab wenn er seine Touren geht. Seine Bewegungen sind leicht, wenn er wenig zu tragen hat, diese werden unsicherer, je schwerer die Pakete sind. Nicht nur physikalische bestens gelöst!
Im Ganzen gesehene bekommen die Spieler mit „Death Stranding“ aus dem Hause Sony Interactive Entertainment ein mehr als gelungenes Strand-Spiel geboten, welches wir einer Mischung aus Action, Strategie und Adventure zuordnen. Wenn man einmal in das Spiel versunken ist, kommt man so schnell nicht davon los. Man verflucht es und findet es einfach schrecklich, macht aber dennoch weiter, weil man, wie Sam auch, nicht aufgeben will. Und außerdem – wenn Sam nach einer gelungenen Mission unter der Dusche steht … alleine das waren die Strapazen wert, oder?
(sk)