Es ist tiefste Nacht als sich der Schatten des Hitmans mit der Dunkelheit vereint. Selten erscheint ein Stern am Himmel, der Mond versteckt sich immer wieder hinter den Wolken. Die Wellen des Meeres brechen fast lautlos am Strand, der hohe Schilf wiegt sich sanft im Wind, als streichen dieser über die runden Konturen einer Frau. Scheinbar mühelos sucht sich der Mann einen Weg durch die Dünen, bis er an ein Haus gelangt welches sanftes Licht aus den bodentiefen Fenstern wirft. Der Hitman schaut noch einmal die Fassade des Hauses an, er nimmt die Einzelheiten in sich auf und stellt erst einmal die Überwachungskamera kalt. Nun ist der Weg frei, innerhalb kürzester Zeit ist er innerhalb des Hauses und kann sich umsehen. Plötzlich tauchen die Eigentümer des Anwesens auf und das Ziel des Hitmans ändert sich. Er soll nun eine Person aus dem Weg schaffen und sich dann aus dem Staub machen – mitten durch die nun stark bewachten Dünen, bis zu einem Boot am Strand …
So gesehen ist Nummer 47 erst 16 Jahre alt. Denn mit „Hitman: Codename 47 “ kam im Jahre 2002 das erste Spiel der Reihe in den Handel. Damals nur für den PC, wurde zwei Jahre später mit „Hitman 2: Silent Assassin“ auch die Xbox, die PlayStation und der GameCube bedient. Wenn man die HD Trilogie mit einrechnet, ist das aktuelle Spiel „Hitman 2“ nun das neunte Spiel der Reihe. Dieses wurde für Windows, die PlayStation 4 und die Xbox One veröffentlicht und wir freuen uns wieder auf unseren alten bekannten „47“ zu treffen, den Mann, der mit einem Strichcode im Nacken durch die Welt rennt. Es gibt wieder wunderschöne und unterschiedliche Orte zu sehen, welche der Spieler nacheinander aufsuchen muss. Der Strand mit dem idyllisch gelegenem Haus ist erst der Anfang, später muss man unter anderem nicht nur nach Miami, sondern auch nach Kolumbien und Neuseeland reisen, um Aufträge zu erfüllen. Die erste Mission ist zugleich das Tutorial, hier gewöhnt man sich an die Steuerung und lernt mit dem Inventar umzugehen.
Wer die Reihe schon kennt weiß, dass man im Spiel nicht mit der Brechstange weiterkommt. Ok, wenn man sie dem Gegner über den Kopf zieht kann das schon helfen, aber in der Regel sollte man sich gut überlegen wie man vorgehen mag. Einfach losrennen ist keine gute Idee, denn dann ist man schneller tot als man gucken kann. Man muss schon Geduld haben um ans Ziel zu kommen, sich tarnen um nicht aufzufallen und schleichen, um die Wachen nicht zu wecken. Auch kann man ans Ziel gelangen wenn man die Wachen ablenkt. Wenn plötzlich ein Auto explodiert, rennen alle zum Wrack und der Weg zum Strand ist frei. Auch wenn plötzlich eine Musikanlage los geht oder der Hitman einen Gegenstand in eine Gruppe wirft, ist der Weg zum Opfer vielleicht nicht komplett frei – aber sicherlich einfacher. Wie man am Ende seine Zielperson umbringt, ist jedem selber überlassen. Manchmal kann man dies heimlich tun und die Leiche verstecken, dann wieder muss man größere Geschütze auffahren und danach flüchten.
Ein Schmankerl: Der uns bekannte Sean Bean ist in die Spielwelt von „Hitman 2“ eingetaucht und ist als fieser Mark Faba zu sehen. Man sieht ihn zuerst in einem interaktiven Video im Spiel, wo sich der Spieler am Ende zwischen drei Objekten entscheiden muss. Der Clou: Der gewählte Gegenstand ist später dann im Spiel als Waffe vorhanden. Was noch anzusprechen wäre, sind die Storymissionen und Herausforderungen. Diese nehmen etliches an Zeit in Anspruch, was in diesem Fall positiv zu bewerten ist. Dazu kommen noch die Sonderaufträge, die immer nur für zehn Tage zur Verfügung stehen. Man bekommt hier keine leichten Aufgaben geboten, unter anderem bekommt man es hier mit den eben angesprochenen Mark Faba zu tun. Neu ist im Übrigen der Scharfschützen Modus. Hierbei handelt es sich um ein Koop-Erlebnis der besonderen Art, es wird Spielern online ermöglicht zusammenzuarbeiten und so ihre Feinde zu Fall zu bringen.
Wenn wir einen Blick auf die technische Seite des Spiels werfen, kann man durchaus zufrieden sein. Es gibt verschiedene Charaktere, die, ebenso wie Agent 47, liebevoll gestaltet wurden. Wer über eine Xbox One X und einem entsprechenden Fernseher verfügt, kann das Spiel in 4K und mit HDR-Unterstützung genießen. Die Grafik-Engine sorgt dafür das ein realistische Bild entsteht, so dass Licht- und Schattenspiele Spaß machen. Die Figuren bewegen sich flüssig ohne zu stocken, man kann sehr gut zwischen den einzelnen Charakteren unterscheiden. Die Umgebung wurde liebevoll und abwechslungsreich gestaltet, so dass es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Die Steuerung geht einem leicht von der Hand, es wird geklettert und gesprungen, geschlichen und gemordet und es kommen wieder viele verschiedene Waffen zum Einsatz. Der Spieler bekommt hier kein lineares Spiel, sondern eine offene Welt geboten, so dass es viel zu entdecken gibt. Da man die Missionen auf verschiedene Wege angehen kann, ist ein hoher Wiederspielwert gegeben. Im Gegensatz zum ersten Spiel der Reihe, wo man monatlich weitere Missionen herunterladen musste, bekommt man mit „Hitman 2“ gleich das komplette Spiel geboten. Wer die Reihe kennt und mag, sollte sich das Spiel nicht entgehen lassen.
(sk)