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"The Town of Light" aus dem Hause Wired Productions (Xbox One)

Manchmal muss man keine Horrorgeschichte lesen oder sich eine Horrorfilm ansehen, denn den richtigen Horror erleben einige Menschen im wahren Leben. So ergeht es auch Renée, die mit gerade einmal 16 Jahren in eine Klinik kam, da bei ihr Schizophrenie diagnostiziert wurde. Nun will sie sich ihrer Vergangenheit stellen und erlebt den Horror noch einmal. In „The Town of Light“ begeben wir uns nach Florenz, wo sich die „Ospedale Psichiatrico di Volterra“ befindet, kurz gesagt eine Irrenanstalt. Diese gibt es wirklich, auch wenn heutzutage nur noch die Reste von den düsteren Mauern zu finden sind. „Überlebt“ haben auch etliche Dokumente, welche von den Machern des Indie-Studios LKA durchorstet und als Vorlage für das Spiel genommen wurden. Auch sprachen sie mit ehemaligen Insassen und Angestellten der Klinik, so dass sie wirklich gutes Material zur Verfügung hatten.

Aber werfen wir einen Blick auf den Anfang des Spiels. Als sich das 19. Jahrhundert dem Ende zuneigte, wurden die Türen und Tore der Psychiatrischen Klinik geöffnet und erst Ende der 1970er Jahr wieder geschlossen. Die Zeit dazwischen war für viele Menschen der reine Horror, darunter auch für die junge Renée, dessen Rolle der Spieler in diesem Abenteuer übernimmt. Sie steht für all die Menschen, die in der „Ospedale Psichiatrico di Volterra“ so viel mitgemacht haben. So kommen hier verschiedene reale Geschichten zusammen und bekommen so ein neues Gesicht.

So beginnt das Spiel damit, dass sich Renée in einem weitläufigen Park befindet. Man geht einen Weg entlang, der relativ vorgegeben ist, obwohl man hin und wieder abbiegen kann. Egal wo man aber lang geht, am Ende landet man da, wo der Spieler hinsoll: Vor den Toren der Klinik. Umgeben von einem Bauzaun sucht man eine Lücke, denn Renée will sich ihrer Vergangenheit stellen und daher unbedingt in das Gebäude rein. Glücklicherweise ist der Zaun nicht sonderlich solide und man findet schnell einen Weg in das Haus.

Die Flure und Zimmer präsentieren sich düster, überall sind Spuren der alten Zeit zu sehen. So stehen im Gemeinschaftsraum die Stühle noch in Reih und Glied, auf den Fluren trifft man auf alte Rollstühle und überall ist der Zerfall zu sehen. Die erste Aufgabe besteht darin, endlich ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Nachdem der Strom wieder funktioniert, kann man zwar mehr im Spiel erkennen, erblickt aber auch Sachen, die vielleicht lieber im Dunkeln geblieben wären. Denn je weiter man in diesem Haus kommt, desto vermehrt kommen bei Renée die Erinnerungen hoch, welche dem Spieler als Rückblende gezeigt werden. Man sieht nicht nur die physischen, sondern auch sexuellen Folterungen, welche die Menschen durchmachen mussten. Das Anbinden von Renée an einem Bett ist da echt noch harmlos.

Manchmal scheinen die Szenen so real als wäre man dabei. Man mag in solchen Situationen nicht wirklich weiterspielen sondern hofft nur, dass dieser Moment nicht der Wahrheit entspricht. Allerdings wird einen auch bewusst, dass die „Ospedale Psichiatrico di Volterra“ nicht die einzige Klinik war, wo die Menschenwürde keinen Pfenning wert war. Und man sollte auch nicht vergessen – auch wenn darüber nicht gesprochen oder berichtet wird – es gibt solche Einrichtungen leider auch in der heutigen Zeit.

So erkundigt der Spieler nach und nach die Flure und Räume der Klinik, öffnet Schränke, findet eine Puppe und schiebt einen Rollstuhl vor sich her. Manchmal muss man ein Objekt an anderer Stelle wieder einsetzen oder sich entschieden, welche von den vorgegebenen Antworten die richtige sein kann. Was sich vielleicht nicht gerade spannend liest, entpuppt sich durch die Rückblenden und die Texte (Dokumente, Bücher, Notizen) als wirklicher Horror. Die sinnstiftende Erzählung funktioniert hier wunderbar, man nimmt die Umgebung im Spiel auf seine eigene Art wahr, so dass bei Spieler unterschiedliche Emotionen entstehen. Positiv tragen die Grafik und die Effekte zum Spiel bei. In der „realen Welt“ bekommt man eine tolle Schärfe und düstere Farben geboten, die stimmungsvollen Zwischensequenzen haben uns sehr gut gefallen. Wenn es um den Missbrauch geht, wechselt das Spiel in einem eigenen Stil, die jeweiligen Momente sind gezeichnet. So nimmt man dem Spiel zwar ein wenig die Härte, aus dem Kopf sind die Sequenzen jedoch auch nach dem Abschalten in der Regel nicht verschwunden. Was einen Pluspunkt verdient ist die Atmosphäre, welche hier mehr als gelungen ist. Man fühlt sich öfter mitten im Spiel dabei, so dass man sich echt umdreht, wenn man ein Geräusch nicht gleich orten kann.

Im Ganzen gesehen kann „The Town of Light“ vielleicht nicht mit einer hochauflösenden Endzeitgrafik dienen – was hier in unseren Augen aber auch nicht nötig ist, dafür aber mit der Geschichte und der Atmosphäre Punkten, so dass man am Ende erst einmal durchatmen muss, um seinen Alltag wieder ins Auge blicken zu können. Wer einmal ein „anderes“ Spiel spielen möchte, welches wirkliche Emotionen hervorruft, sollte einmal einen Blick auf „The Town of Lights“ werfen.

(sk)

Zusätzliche Informationen

Konsole: Xbox One
Hersteller: Wired Productions
Titel: The Town of Light
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Genre: Abenteuer
Spieler: 1
Speicherplatz: 6,26 GB
Controller: Xbox One Wireless Controller
HDMI: 1080p
Erscheinungstermin: 09.06.2017

Hier gehts zum Download

"The Town of Light" aus dem Hause Wired Productions (Xbox One)

"The Town of Light" aus dem Hause Wired Productions (Xbox One)

"The Town of Light" aus dem Hause Wired Productions (Xbox One)

"The Town of Light" aus dem Hause Wired Productions (Xbox One)